Intention & Intervention

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Authorial strategies against exclusionary discourses

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Rewarding political writing

I count myself very lucky that my time on this research project coincides with my appointment as a judge for the Kurt-Tucholsky-Preis for politically engaged writing in small forms – one of Germany’s very few literary awards with explicitly leftist politics. Fellow judges Jeannette Oholi, Reinhold Lütgemeier-Davin, Hans-Werner Am Zehnhoff, Rainer Wieland and I spent our reading time this summer with a wide array of nominated essays, columns, poems, songs, and novellas – and very proudly presented our shortlist of highly deserving authors in August: Maryam Aras, Christiane Frohmann, Miedya Mahmod, Manja Präkels, and Ruth-Maria Thomas.

October then saw the celebration of our chosen winner: Maryam Aras! We particularly sought to reward her exceptional long essay Dinosaurierkind (Dinosaur Child, 2025), in which she chronicles the generation of her father and other “dinosaurs” – Iranian dissidents who fought against the shah regime as well as Khomeini’s dictatorship from their German exile. In this essay, Aras, as we highlight in our jury statement, rewrites the history of leftist movements in Germany in the urgent and global manner that our present demands.

Co-judge Jeannette Oholi, prize winner Maryam Aras, and literary critic Maha El Hissy, who held the laudation at the Theater im Palais Berlin

Today Aras’ own moving acceptance speech is published in the Berliner Zeitung and I want to mark this win for German-language literature here on the blog, too. Those reading German can find our full jury statement below:


Es ist uns eine Freude, den diesjährigen Kurt-Tucholsky-Preis einer Autorin zuzusprechen, deren essayistisches Schreiben die linke Bewegungsgeschichte in Deutschland so neu und global denkt wie unsere Gegenwart es verlangt: Maryam Aras. 

Aras betrat die publizistische Bühne mit ihren scharfen, machtkritischen Analysen von Literatur und deren Rezeptionsmustern im mehrheitlich weißen deutschen Feuilleton, die zeigten, wie politisch engagiert die kleine Form der Rezension auftreten kann. Ihre Literaturkritik zeigt eindrücklich, dass ästhetische und politische Ansprüche eines Texts in ihrer ganzen Verwobenheit ergründet werden müssen. Das sorgfältige Auseinandersetzen mit dieser Gleichzeitigkeit spricht auch aus jeder Zeile ihrer eigenen Essayistik. 

Besonders beeindruckt ist die Jury von Aras’ literarischem Langessay Dinosaurierkind, der Anfang diesen Jahres erschienen ist. Durch einen bewegend persönlichen, aber nie sentimentalen Blick auf ihr eigenes Aufwachsen in Köln schreibt Aras die Geschichte ihres Vaters und anderer ‘Dinosaurier’: der Generation iranischer Dissidenten, die in den 1950er und 60er Jahren aus dem Iran geflohen sind und ihr politisches Engagement gegen Schah-Regime wie Khomeini-Diktatur im deutschen Exil fortsetzten und -setzen. Deutschland wird hier zu einem Raum vielfältiger politischer und aktivistischer Bewegungsgeschichten, die bislang nur wenig Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit bekommen haben. Aras dröselt Klischeebilder der 68er als weiß-deutscher Studierendenbewegung auf, indem sie die Arbeit der Conföderation Iranischer Studenten, aber etwa auch die der Generalunion Palästinensischer Studenten ins deutsche Gedächtnis einschreibt. So weist Dinosaurierkind – mal ausdrücklich, mal implizit – auch immer wieder auf unser Heute in einem Deutschland, das sich durch die Repressionen von Protest hervortut und in einer Weltlage, die wirklich internationale Solidarität so dringend notwendig macht. 

Aras lässt ihren Essay dabei immer wieder durch Kommentare und Antworten ihres Vaters unterbrechen. Dabei entsteht auch auf formaler Ebene ein vielschichtiger Text, der nicht nur über die vorangegangene Generation schreibt, sondern Austausch sucht. Wie Aras die Worte und das Handeln linker Denker:innen vor ihr ins Zentrum rückt, spricht zum Anliegen dieses Preises, uns unserer Verantwortung in linker Tradition bewusst zu bleiben. Mögen die historischen Kontexte noch so unterschiedlich sein, so hören wir in Aras’ Schreiben gegen militärische Märtyrer-Verklärungen, übers Exil und über politischen Mut Echos Tucholskys. 

Unsere Juryarbeit fand zu einem Zeitpunkt statt, in dem die Eigenständigkeit des Tucholsky-Museums in Rheinsberg in Gefahr ist und das Erbe der Weltbühne von einem neuen Magazin verhöhnt wird, das auch Rechtsextreme veröffentlicht. Wir schätzen uns umso glücklicher, dass wir für diesen Preis eine Fülle engagierten Schreibens von links sichten durften – und dass wir mit Maryam Aras eine so würdige Gewinnerin des Kurt-Tucholsky-Preises auszeichnen können.